Objekt des Monats - April 2013

Messier 104 - Die Sombrerogalaxie



M104

Die Sombrerogalaxie Messier 104 im Sternbild Jungfrau
© STScI Digitized Sky Survey (DSS)



Die Sombrerogalaxie Messier 104 (NGC 4594) im Sternbild Jungfrau wurde am 9. April 1781 von Pierre Méchain entdeckt. Sie wurde daraufhin in einen Brief an Charles Messier am 6. Mai 1783 schriftlich erwähnt. Die Galaxie kommt im Messiers ersten veröffentlichten Katalogs ursprünglich gar nicht vor und wurde von Messier erst nachträglich handschriftlich hinzugefügt. Méchain beschrieb sie als lichtschwaches und schwer zu findendes Objekt. Der französische Astronom Camile Flamarion fand heraus, dass die am 9. Mai 1794 von Wilhelm Herschel unabhängig entdeckte Galaxie, mit Messiers Eintrag übereinstimmt und nahm sie 1921 dann offiziell als 104. Objekt in die Messier-Liste auf. John Herschel war wahrscheinlich der erste Beobachter, der auch das markante Staubband beschrieb, das die Galaxie durchzieht.

Die Sombrerogalaxie steht rund 28 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8,0 mag und eine Ausdehnung von 9 x 6 Bogenminuten. Auf die Entfernung gerechnet entspricht das einem Durchmesser von 50.000 bis 75.000 Lichtjahren. Damit ist die Galaxie um die Hälfte kleiner als unser eigenes Milchstraßensystem, besitzt mit 800 Milliarden Sonnenmassen allerdings die dreifache Masse unserer eigenen Galaxis. Auf Fotos erkennt man ein dunkles schmales Staubband, dass die linsenförmige Galaxie durchzieht, so dass sie rein äußerlich tatsächlich einem mexikanischen Sombrero ähnelt. Nebenbei ist sie nach Messier 81 im Großen Bären die hellste Galaxie des Frühlingshimmels.
Die Spiralgalaxie (Hubble-Typ Sa) ist dem Virgohaufen direkt vorgelagert und das hellste Mitglied einer kleinen Gruppe von Galaxien, zu denen noch NGC 4487, NGC 4504 und NGC 4802 gehören. Sie besitzt in ihrem außergewöhnlich großen und hellen Zentrum ein Schwarzes Loch von ungefähr 1 Milliarde Sonnenmassen und eng gewundene Spiralarme. Damit gehört das Schwarze Loch zu den massereichsten Exemplaren in unmittelbarer Nähe zu unserer eigenen Galaxis. Mit einer Neigung von ungefähr 6 Grad gegen die Äquatorebene, blicken wir fast genau von der Seite auf dieses entfernte Milchstraßensystem. Messier 104 besitzt außerdem noch einen ausgedehnten Halo mit schätzungsweise rund 2.000 kugelförmigen Sternhaufen, die die Galaxie umgeben. Einige hundert davon sind schon in großen Amateurfernrohren sichtbar. Das Staubband ist in Wahrheit ein Ring aus atomaren Wasserstoffgas und Staub, das die Galaxie umgibt. Der größte Anteil an molekularem Gas ist in diesem Ring konzentriert, der auch der Ort intensiver Sternentstehung ist.

Messier 104 gehört zu den hellsten Galaxien an unserem Himmel und ist bereits in einem 7x35 Fernglas, spätestens aber im 10x50 Feldstecher als in Ost-West-Richtung ausgerichteter ovaler Lichtfleck sichtbar. Mit Großferngläsern und Teleskopen von rund 3 Zoll Öffnung erscheint sie etwas heller und linsenförmig, mit deutlicher Helligkeitszunahme zur Mitte. Das markante Staubband ist in Fernrohren ab 5 Zoll Öffnung und 100facher Vergrößerung sichtbar. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung erkennt man, dass der Galaxienkörper nach Süden hin scharf begrenzt ist. Der nördliche Teil geht eher diffus in den Hintergrund über. Ihre Ränder laufen spitz nach außen hin aus. Mit 150facher Vergrößerung und darüber erscheint der sehr helle Kern nahezu oval. Mit Teleskopen von 10 bis 12 Zoll Öffnung ist das Staubband besonders im Süden scharf begrenzt und kann nahezu in seiner gesamten Länge verfolgt werden.

Die Sombrerogalaxie kann im südwestlichen Teil des Sternbilds Jungfrau aufgefunden werden und liegt direkt oberhalb an der Grenze zum Sternbild Rabe, rund 5,5 Grad nordöstlich von Delta Crv. Um M 104 aufzufinden, gehen wir vom Hauptstern Spika in der Jungfrau aus und schwenken das Teleskop rund 11,5 Grad in Richtung Westen. Nun sollte die Galaxie im Sucherfernrohr als kleines ovales Nebelfleckchen sichtbar sein. In unmittelbarer Nähe zur Galaxie und ca. 1 Grad entfernt, steht ein auffälliges Paar von 7 mag hellen Sternen, die in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind. Westlich der Galaxie steht noch ein enges Paar 8 mag heller Sterne, die direkt auf die Galaxie weisen.

Die Sombrerogalaxie ist ein typisches Objekt des Frühlingshimmel und kulminiert Mitte April gegen Mitternacht in einer Höhe von 25 Grad über dem Südhorizont.





Map

Aufsuchkarte für Messier 104 in der Jungfrau (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (57 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 104 / NGC 4594 / PGC 42407 / MCG -2-32-20 / UGCA 293
Eigenname: Sombrerogalaxie, Sombreronebel, Sombrereo Galaxy
Objekttyp: Galaxie (Galaxy)
Sternbild: Jungfrau (Virgo, Vir)
RA (J2000.0): 12h 39m 59.3s
Dec (J2000.0): -11° 37' 21"
B Helligkeit: 9.2
V Helligkeit: 8.3
Flächenhelligkeit: 11.6
Größe: 8.6' x 4.2'
Positionswinkel: 89°
Klassifikation: Sab
Entfernung: 28 Millionen Lj

Beschreibung: !vB,vL,eE92,vsmbMN
Notizen: H I 43;dark equatorial lane;Sombrero Galaxy

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