Sommerurlaub 2011 – Wenig astronomisches…

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Nach einem Jahr Pau­se kam ich in die­sem Jahr wie­der in den Genuss einer Urlaubs­rei­se. Die Fahrt ging von Lüb­ben aus nach Ber­nau am Chiem­see, wo ich 11. August 1999, vor fast genau 12 Jah­ren, zu den weni­gen glück­li­chen Beob­ach­tern in Deutsch­land gehör­te, die die tota­le Son­nen­fins­ter­nis ohne Wol­ken beob­ach­ten konn­ten. Seit die­ser Zeit hat sich viel ver­än­dert. So ist der Ber­nau­er Sport­platz, wo wir die Fins­ter­nis beob­ach­te­ten, mitt­ler­wei­le weit­räu­mig ein­ge­zäunt. Wo frü­her in Rich­tung Chiem­see Fel­der und Wie­sen das Land­schafts­bild präg­ten, sind inzwi­schen neue Eigen­hei­me ent­stan­den. Auch unser Feri­en­do­mi­zil, der „Farb­in­ger Hof“ in Ber­nau, wur­de in die­ser Zeit mit wei­te­ren Zim­mer­ein­hei­ten und Frei­zeit­mög­lich­kei­ten erweitert.
Lei­der hat­te ich in die­ser Zeit nicht die Gele­gen­heit, mei­nem Hob­by Astro­no­mie zu frö­nen. Der zuneh­men­de Mond und vor allem der meist gegen Abend bewölk­te Him­mel, mach­ten Beob­ach­tun­gen meist unmög­lich. Mei­ne neue Canon DSLR muss­te hier übri­gens ihren ers­ten ech­ten Dau­er­ein­satz bestehen. Die Bil­der sind, wie man sieht, über­aus gelungen.

Blick auf den „Farb­in­ger Hof“ und die Alpen

Wendelstein

Am ers­ten Tag fuh­ren wir rauf zum Wen­del­stein, der laut Aus­sa­ge der Orts­an­säs­si­gen zu den schöns­ten Ber­gen der Vor­al­pen gehört und durch sei­ne recht expo­nier­te Lage einen wei­ten 360° Rund­um­blick ins Vor­al­pen­land und in Rich­tung Alpen bie­tet. Zu errei­chen ist der Gip­fel mit der Zahn­rad­bahn von Bran­nen­burg bzw. mit der Seil­bahn von Oster­ho­fen aus. Nach 15 Minu­ten Fahrt erreicht man die Berg­sta­ti­on. Im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Alpen­gip­feln, hat der Wen­del­stein eini­ge Attrak­tio­nen mehr zu bie­ten. So hat man hier die Mög­lich­keit, das Wen­del­stein-Obser­va­to­ri­um und die Wet­ter­war­te des DWD, die weit sicht­ba­re Sen­de­an­la­ge des Baye­ri­schen Rund­funks, einen Geo­park, mit der Wen­del­stein­ka­pel­le die höchst gele­gen Kir­che Deutsch­lands und die Wen­del­stein­höh­le zu besichtigen.
Um den Aus­blick auf 1838 Metern See­hö­he genie­ßen zu kön­nen, ging es nach unse­rer Ankunft über einen weni­ger anstren­gen­den Ser­pen­ti­nen­weg hoch zum Gip­fel. Lei­der hat­ten wir nicht die Mög­lich­keit, die Stern­war­te zu besich­ti­gen, da zur Zeit lei­der kei­ne öffent­li­chen Füh­run­gen ange­bo­ten wer­den. Das frü­he­re 80 cm Tele­skop soll noch in die­sem Jahr durch ein 2 Meter Tele­skop ersetzt wer­den. Aus die­sem Grund ist die Stern­war­te auch für den nor­ma­len Besu­cher­ver­kehr gesperrt.
Nach­dem es an der Tal­sta­ti­on noch dicht bewölkt war und zu Beginn noch etwas reg­ne­te, ver­bes­ser­ten sich das Wet­ter aus süd­west­li­cher Rich­tung zuse­hends. Spä­ter prä­sen­tier­te sich der baye­ri­sche Him­mel stahl­blau mit eini­gen weni­gen Hau­fen­wol­ken und einer über­aus guten Weit­sicht. Kein Wun­der also, dass wir uns über eine Stun­de auf dem Gip­fel auf­hiel­ten, um den Rumd­um­blick zu genie­ßen. Danach benutz­ten wir den auch geo­lo­gisch inter­es­san­ten Pan­ora­ma­weg, um wie­der in Rich­tung Berg­sta­ti­on abzu­stei­gen. Auf dem Weg dort­hin infor­mier­ten zahl­rei­che Tafeln von den Über­res­ten mari­ner Bewoh­ner aus der obe­ren Tri­as vor rund 230 Mio. Jah­ren, aus dem das Gestein der Gip­fel­re­gi­on besteht und das durch den Zusam­men­stoß der Afri­ka­ni­schen mit der Eura­si­schen Plat­te gefal­tet und empor­ge­ho­ben wurde.

Die Wen­del­stein­höh­le mit deut­lich sicht­ba­ren Eisresten

Danach stat­te­te ich der höchst gele­ge­nen Schau­höh­le Deutsch­lands, der Wen­del­stein­höh­le, einen klei­nen Besuch ab. Ihr Ein­gang befin­det sich auf 1711 Metern See­hö­he. In der Höh­le waren hier und da noch eini­ge Eis­res­te vor­han­den. Die Wen­del­stein­höh­le ist stark zer­klüf­tet, mit engen Gän­gen, die für die Besu­cher aber gut aus­ge­leuch­tet sind. Zurück ging es mit der Seil­bahn und von da aus mit dem Lini­en­bus zum Parkplatz.

Siegsdorf, Ruhpolding und ein Unwetter

Nach­dem wir am zwei­ten Tag eine klei­ne Shop­ping­tour in Prien und Rosen­heim unter­nah­men, inklu­si­ve Besuchs des Städ­ti­schen Muse­ums in Rosen­heim, ging es am nächs­ten Tag ins Natur­kun­de- und Mam­mut-Muse­um nach Siegs­dorf. Das klei­ne Muse­um ist direkt in der Orts­mit­te gele­gen und gehört für mich zu den schöns­ten die­ser Art. Hier wird auf 650 m² Aus­stel­lungs­flä­che die 250 Mio. Jah­re alte Ent­wick­lungs­ge­schich­te Süd­ost­bay­erns mit dem Chiem­gau auf anschau­li­che Wei­se ver­mit­telt. Zu den High­lights gehö­ren sicher­lich die wun­der­schö­nen Diora­men, zahl­rei­che Fos­si­li­en und Mine­ra­li­en, ein tro­pi­sches Meer­was­ser­aqua­ri­um, das Siegs­dor­fer Mam­mut sowie ein Glet­scher­mo­dell des Chiem­gaus vor 15.000 Jah­ren. Auch konn­te ich nicht wider­ste­hen, hier eini­ge recht preis­güns­ti­ge Fos­si­li­en käuf­lich zu erwer­ben. Nach dem Besuch des Natur­kun­de­mu­se­ums fuh­ren wir noch ins nahe gele­gen Ruh­pol­ding zum 1645 Meter hohen Rausch­berg. Von hier oben hat man einen wei­ten Blick ins Umland in Rich­tung Chiem­see und in die Baye­ri­schen und Tiro­ler Ber­ge. Zurück ging es wie­der recht beengt mit der Rausch­berg­bahn zur Talstation.

Far­bi­ger Son­nen­un­ter­gang nach dem Unwet­ter am 10. Juli

Gegen Abend kamen wir noch in den Genuss eines Unwet­ters mit Gewit­ter, star­ken Sturm­bö­en und Stark­re­gen. Obwohl zur Zeit des Unwet­ters die Son­ne in Rich­tung Wes­ten noch recht hoch am Him­mel stand, war der wol­ken­ver­han­ge­ne Him­mel nahe­zu raben­schwarz. Nach dem Unwet­ter sah man einen Son­nen­un­ter­gang und einen Däm­me­rungs­him­mel, wie ich es sel­ten erlebt habe: Die Ber­ge in Rich­tung Osten und die Wol­ken wur­den in ein eigen­tüm­li­ches Licht aus oran­ge-roten bis ocker­far­bi­gen Tönen getaucht. Wun­der­schön und in Wor­ten kaum zu beschreiben!

Wimbach- und Seisenbergklamm

Wenn man schon in den Alpen ist, darf ein Besuch der zahl­rei­chen Klamm in die­ser Regi­on nicht feh­len. Des­halb war am vier­ten Tag zuerst die Wim­bach­klamm in Ram­sau bei Berch­tes­ga­den ein loh­nens­wer­tes Ziel. Von der Aus­deh­nung her gehört die­se Klamm zu den kür­zes­ten die wir je besuch­ten. Denn schon nach knapp 200 Metern befin­det man sich wie­der am Aus­gang. Für die nächs­te Klamm fuh­ren wir direkt rein nach Öster­reich nach Weiß­bach bei Lofer im Salz­bur­ger Land. Schon im Jah­re 2006 befan­den wir uns die­ser Gegend, konn­ten die Sei­sen­berg­klamm auf­grund Zeit­man­gels aber nicht besich­ti­gen. Im Ver­gleich zur ers­ten Klamm ist die­se abwechs­lungs­rei­cher und mit mehr als 600 Metern Aus­deh­nung auch bedeu­tend län­ger. Beson­ders das letz­te Stück, die so genann­te Dun­kel­klamm, ist auch geo­lo­gisch sehr inter­es­sant, mit zahl­rei­chen, durch die Ero­si­on des Was­ser geschaf­fe­ne, über­hän­gen­den Wän­den aus Kalk­stein. Für Kin­der ist die Besich­tung die­ses Natur­denk­mals eben­falls ein Erleb­nis: An ver­schie­de­nen Punk­ten ver­mit­telt der „Klamm­geist“ Wis­sens­wer­tes über Natur und Umwelt.

Berchtesgaden

Bei bes­tem Wet­ter fuh­ren wir am fünf­ten Tag direkt nach Berch­tes­ga­den an den Königs­see. Dies­mal unter­nah­men wir aller­dings kei­ne Fahrt mit dem Boot, da wir die Rou­te von unse­rem Auf­ent­halt 2006 schon kann­ten. So ging es mit der Seil­bahn auf den 1874 Meter hohen Jen­ner. Zahl­rei­che Tou­ris­ten befan­den sich schon auf dem Berg, so dass auch der 20 minü­ti­ge Wan­der­weg zum Gip­fel­kreuz recht über­lau­fen war. Wenigs­tens wur­de man hier nicht wie sonst üblich, in die Kabi­ne der Seil­bahn hin­ein­ge­fercht. Die Jen­ner­bahn besteht näm­lich aus recht lang­sam fah­ren­den Zwei­er­ka­bi­nen. So konn­te man wäh­rend der Fahrt unge­stört auch mal einen Blick auf die Land­schaft ris­kie­ren. Auf dem Gip­fel ange­kom­men, bie­tet sich eine sehr gute Rund­um­sicht mit Blick auf die öst­li­che Wand des Watz­mann, dem 1200 Meter tie­fer gele­ge­nen Königs­see sowie auf Schön­au und Berch­tes­ga­den. Diekt am Königs­see ist offen­bar Mas­sen­tou­ris­mus ange­sagt und offen­kun­dig ein wich­ti­ges Ziel für jeden japa­ni­schen und ame­ri­ka­ni­schen Tou­rist der die Alpen besucht. An der Pro­me­na­de kann man in den zahl­rei­chen Läden die ver­schie­dens­ten orts­ty­pi­schen Andenken käuf­lich erwer­ben. Gewun­dert habe ich mich aber über die recht astro­no­mi­schen Prei­se bei den hier zahl­reich anzu­tref­fen­den Mine­ra­li­en- und Fos­si­li­en­händ­lern. So muss­ten eini­ge recht hüb­sche Exem­pla­re lei­der vor Ort bleiben.

Der letzte Tag

Nach­dem wir am Vor­mit­tag aber­mals einen kur­zen Abste­cher in die Kreis­stadt Rosen­heim unter­nah­men, ging es am letz­ten Tag unse­res Urlaubs direkt an den Chiem­see, mit einer etwas län­ge­ren Wan­de­rung. Der dritt­größ­te See Deutsch­lands ist nach 5 Kilo­me­tern Fuß­marsch von unse­rem Hotel aus gut zu errei­chen. Wir besich­tig­ten die Pro­me­na­de und hoben uns eine Boots­fahrt zu den bei­den Inseln für einen spä­te­ren Besuch auf. Nach einem kur­zen Zwi­schen­halt in Ber­nau, über­rasch­te uns auf dem Rück­weg zum Hotel ein Gewit­ter, so dass wir unter Dach­vor­sprün­gen Schutz suchen muss­ten und des­halb ziem­lich durch­ge­weicht wurden.

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Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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